Dieses Buch hat eine besondere Geschichte. Bereits im Jahr 1099 verbreiteten sich in Europa die tagebuchartigen Aufzeichnungen eines anonymen Soldaten der unter dem Feldherren Bohemund von Tarent am ersten Kreuzzug teilnahm, die sogenannte ‚Gesta Francorum‘. Wenige Jahre später wurde der Mönch Robertus Remensis beauftragt das Werk zu überarbeiten. Die in schmucklosem Latein gehaltene ‚Gesta‘ traf nicht den Geschmack des Klerus. Robert leitete sein Werk mit einem Bericht der Synode von Clermont ein, deren Augenzeuge er wurde. Dort rief Papst Urban II zum ersten Kreuzzug auf. Kombiniert mit etwas sprachlichem Feinschliff avancierte sein Buch unter dem Titel ‚Historia Hierosolymitana‘ zum populärsten Bericht über den Kreuzzug. Der Ulmer Stadtarzt und Universalgelehrte Heinrich Steinhöwel übertrug die Historia Hierosolymitana in den 1460er Jahren ins Deutsche. Kurz nach dem Fall Konstantinopels an die Türken hatte der Stoff wieder eine brisante Aktualität. Zeitgleich kam der Buchdruck auf und so wurde dann auch diese Übersetzung 1479 in Ulm zum ersten mal verlegt, zunächst großformatig und mit vielen Holzschnitten verziert. Es erfreute sich so großer Beliebtheit, dass der Drucker Lucas Zeissenmair zu Beginn des 16. Jahrhunderts einen Markt für eine günstigere Version des Buches sah. Er überarbeitete Steinhöwels Übersetzung noch einmal leicht und verlegte das Buch im Jahr 1502 im schlichten und günstigen Quartformat unter dem Titel ‚Hertzog Gotfrid wie er wider die Türgen und hayden gestritten und daz heylig Grab gewunen hat‘. Hier haben wir nun endlich einen Faksimiledruck von Zeissenmairs Buch. In seinem wunderschönen gotischen Schriftsatz und in Steinhöwels wortgewandter frühneuhochdeutschen Übersetzung kann man den zeitgenössischen Augenzeugenbericht des ersten Kreuzzug nun endlich wieder so erleben wie zuletzt vor über 500 Jahren, von seiner Ausrufung in Clermont über die Streitigkeiten mit dem byzantinischen Kaiser bis zur Eroberung Jerusalems im Jahre 1099.
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