Die vorliegende Auswahl von Gedichten aus mehreren Jahrzehnten thematisiert in vielfach variierten sprachlichen Bildern und lyrischen Textformen Erfahrungen von Beziehung, Verlust und Vergänglichkeit, Individuation und Sinnfragen, Erinnerungen und menschliche Wandlungsprozesse. Oft sind es auf den ersten Blick unscheinbare alltägliche Vorkommnisse und Beobachtungen, die hier zum Anlass für lyrische Gestaltung werden – Beobachtungen aus dem Bereich der Natur, dem häuslichen Umfeld oder Alltagssituationen, die jedoch bei genauerem Hinsehen oft eine symbolische Tiefendimension offenbaren. Hinter dem (allzu) Persönlichen finden gleichsam archetypische menschliche Erfahrungen ihren Ausdruck in der eigenen Wahrnehmung von Ich und Welt. Viele Gedichte wurden durch persönliche Träume angeregt, durch Begegnung mit Natur, Musik und bildender Kunst, stets auch im bewussten Kontakt mit der sprachlich-literarischen Tradition. Ebenso klingt märchenhaft-Mythisches an. Unter den Naturgedichten nehmen dieTexte mit vielgestaltiger Wassermetaphorik eine deutliche Sonderstellung ein. Die Autorin schreibt lautlich sehr bewusst, durchaus musikalisch (immer sind diese Gedichte auch als Sprechgedichte konzipiert), oft in schnellen, stark rhythmisierenden Sequenzen (daher häufiger Verzicht auf Interpunktion bzw. deren freie Verwendung). Dem aufmerksamen Leser wird der bewusste Einsatz sprachlicher Stilmittel sowie die spürbare Freude der Autorin an der gelegentlichen Doppelbödigkeit sowie am Sprachspielerischen nicht entgehen.
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