Die ‚Dissoi Logoi‘ – ‚Zweierlei Ansichten‘ – sind ein kurzer Traktat, der als Anhang zu den Schriften des kaiserzeitlichen Skeptikers Sextus Empiricus ü,berliefert wurde. Der von einem anonymen Autor wahrscheinlich an der Wende vom 5. zum 4. Jh. verfaß,te Text gibt einen einzigartigen Einblick in die Debatten und den Unterricht der Sophisten. Im Traktat werden am Beispiel verschiedener Gegensatzpaare, dem vom Guten und Schlechten, vom Schicklichen und Unanstä,ndigen, vom Gerechten und Ungerechten, von Wahrheit und Falschheit, von Sein und Nichtsein erö,rtert, wobei an der Debatte weniger der jeweils verhandelte Inhalt interessiert als vielmehr die Argumentationsweise, da gezeigt wird, daß, alle Unterscheidungen bloß, relativ und damit letztlich gleichgü,ltig seien. Weitere Themen dieser Schrift sind die Lehrbarkeit von Tugend und Klugheit, die richtige Auswahl der Beamten, das fü,r die politische Betä,tigung und Rede nö,tige Wissen sowie die Gedä,chtnistechniken. Das wesentliche Anliegen der vorliegenden Ausgabe besteht darin, diesen Text, der einen unmittelbaren Einblick in die sophistische Lehrsituation bietet, einem weiteren Leserkreis als bislang zugä,nglich zu machen und nahezubringen – sprachlich durch einen neugestalteten griechischen Text und eine beigegebene moderne deutsche Ü,bersetzung, inhaltlich durch eine eingehende Erlä,uterung der Argumentation in den einzelnen Kapiteln und Analyse der philosophisch durchaus eigenstä,ndigen, hä,ufig unterschä,tzten Position des Autors und schließ,lich historisch durch eine Skizze des historisch-politischen und intellektuellen Umfelds, aus dem die Schrift hervorgegangen ist.
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