Golo Mann (1909 – 1994) gilt unter den deutschen Historikern als der große Erzähler. Seine Deutsche Geschichte, die Wallenstein-Biographie und seine Erinnerungen und Gedanken fanden ein begeistertes Publikum. Eine ungetrübte Erfolgsgeschichte ist dieses Leben nicht: Mit seinem Lehrer Karl Jaspers überwarf er sich im Streit um Hannah Arendt. In Kiel hintertrieb man 1953 seine Berufung, weil man keinen Emigranten als Professor für Geschichte haben wollte. Die rechte Presse hetzte gegen ihn, weil er lange vor Willy Brandts Ostpolitik für die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie warb. Mit Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, die gegen seine Berufung nach Frankfurt intrigierten, war er verfeindet. Er war Sozialist, als er damit einer Minderheit angehörte, und keiner mehr, als es sich für einen Intellektuellen gehörte, links zu sein. Dem Schicksal, Sohn Thomas Manns und Mitglied einer berühmten Familie zu sein, entkam er nicht: Das harmonische Leben, nach dem Golo Mann sich sehnte, führte er nie – aber er wurde einer der populärsten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts.

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