Der am Bö,hmenhof Wenzels II. (1278-1305) von Ulrich von Etzenbach verfasste Roman ist eine mytho-poetische Preisdichtung auf die bö,hmische Dynastie und das Land Bö,hmen. Man hat ihn als ‚Schlü,sselroman‘, als Legende und als Stilimitat Wolframs gelesen, doch solche Schlagworte greifen zu kurz. Das Protagonistenpaar Wilhelm und Bene regiert in einer auf die Spä,tantike weisenden Vorzeit das noch heidnische Wenden, bis durchziehende Pilger Wilhelm zur Nachfolge Christi inspirieren. Der abrupte Aufbruch ins Heilige Land, wo Wilhelm sich taufen lä,sst und fü,r den Patriarchen von Jerusalem gegen die Heiden kä,mpft, kollidiert mit Wilhelms Pflichten als Landesherr und Dynast, ohne dass die konfligierenden Wert- und Normkategorien narrativ harmonisiert wü,rden: Die Spannung zwischen Herrschafts- und Legendendiskurs durchzieht das gesamte Werk, wobei Bene und Wilhelm ganz unterschiedliche Positionen abstecken. Diese Konzeption macht den Roman zum hö,fisch-didaktischen Planspiel, in dem der scheinbar ideale Held sehr problematische Zü,ge annimmt, wä,hrend Bene zur eigentlichen Sympathieträ,gerin und Protagonistin wird. Der wichtige Roman der hö,fischen ‚Nachklassik‘ wird hier erstmals in einer Studienausgabe mit Kommentar und Ü,bersetzung vorgelegt.
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